Soziale Ächtung und rechtlose Ausbeutung

Einfaches, aber gutes Leben durch Hilfe zur Selbsthilfe

Rashid Masih (links), sein Sohn Vishal und dessen Familie stehen stolz vor ihrem kleinen Haus. Heute führen sie ein einfaches, aber gutes Leben.
Rashid Masih (links), sein Sohn Vishal und dessen Familie stehen stolz vor ihrem kleinen Haus. Heute führen sie ein einfaches, aber gutes Leben.

Rashid Masih und seine Frau Violet Bibi stammen aus dem Dorf Bhindian Chak 152 in Pakistan. Früher arbeiteten sie als Landarbeiter_innen bei einem Großgrundbesitzer und führten mit ihren drei Kindern ein einfaches, aber gutes Leben. Bis Extremisten im Jahr 2014 in der Region gegen die Minderheit der Christen aktiv wurden. Die Fünf sind Christen. Salva Rafiq, die Leiterin unserer pakistanischen Partnerorganisation Concern-Lane Allicance for Rural Areas (CLARA) schilderte uns ihre bewegende Geschichte. 

Violet Bibi machten die Arbeitslosigkeit, die Existenzängste, aber vor allem die soziale Ächtung sehr krank. Sie verließen das Dorf, ließen ihr Haus zurück und gingen mit Hilfe einiger Verwandter in die Stadt Rawalpindi. Mit dem Neuanfang in der Stadt erhoffte sich die Familie ein besseres Leben. Rashid Masih fand jedoch nur eine schlecht bezahlte Arbeit in einer Ziegelei. Von da an lebten die Fünf von der Hand in den Mund. 

Arbeit wie moderne Sklaverei

Der Vater bat den Besitzer um einen Vorschuss, um Lebensmittel kaufen und die medizinische Behandlung seiner Frau bezahlen zu können. Im Gegenzug vereinbarten sie, dass die ganze Familie in der Ziegelei arbeitet, auch wenn die Arbeit sich anfühlte, wie moderne Sklaverei. 

 

Im Jahr 2016 nahm der Vater erneut einen Kredit auf, um seine beiden inzwischen erwachsenen Töchter zu verheiraten. Darin sahen sie für die beiden jungen Frauen die einzige Chance, der menschenunwürdigen Arbeit entfliehen zu können. Die Hochzeiten waren nur ganz einfache Zeremonien und ohne die sonst übliche Mitgift. In Ländern wie Pakistan nimmt die arme Bevölkerung bei Krankheiten, für Beisetzungen oder Hochzeiten häufig kleine Kredite auf. Für sie sind Kredite bei Geldverleihern, oder bei Arbeitgebern die einzige Möglichkeit, kurzfristig an Geld zu kommen. Denn für Banken sind sie nicht kreditwürdig. Geldverleiher nutzen die Notsituation der Menschen bei Todesfällen und Krankheiten jedoch meist skrupellos aus und verlangen hohe Zinsen. Die finanzielle Belastung treibt die oft unwissenden Kreditnehmer dann in noch größere Armut – so auch Rashid Masih. 

Violet Bibi wurde immer schwächer

Um die hohen Schulden abzahlen zu können, waren der Vater und sein heranwachsender Sohn Vishal gezwungen, Tag und Nacht zu arbeiten. Die Mutter Violet Bibi erholte sich nicht von ihrer Krankheit und wurde immer schwächer. Nur mit finanzieller Hilfe von Verwandten gelang es Rashid Masih, seine Frau in ein Krankenhaus zu bringen. Die Ärzte taten ihr Bestes, um Violet Bibi zu retten. Aber sie verstarb. Die Familie wollte sie im Heimat-Dorf Bhindian beisetzen. Die Töchter reisten an und auch der Sohn sollte von Rawalpindi anreisen. Doch der Ziegelei-Besitzer erlaubte es nicht. Die Mutter wurde ohne ihren Sohn beigesetzt. 

Als der Vater nach Rawalpindi zurückkehrte und seinen Sohn wiedersah, brach er in Tränen aus“, berichtete Salva Rafiq, die Leiterin von CLARA.

Der Ziegeleibesitzer behandelte den Sohn wie ein Tier und zwang ihn, Tag und Nacht zu arbeiten. Der junge Mann war in kurzer Zeit ein körperliches Wrack geworden.“

 

Rashid Masih musste einen Ausweg aus dem Elend finden. Er ging in sein Heimatdorf und verkaufte sein Haus, um den Sohn frei zu bekommen und alle Schulden zu bezahlen. Nun hatten sie gar nichts mehr. Gemeinsam gingen sie in das Dorf Chak 500 und lebten dort sehr beengt bei Verwandten. 

Vater und Sohn bauten ein Haus

Masih erfuhr dort vom Hilfsprojekt im nahe gelegenen Dorf Chak 412, das CLARA und die DESWOS gemeinsam für und mit 30 unterdrückten Familien seit März 2020 fördern. „Das Schicksal der Familie machte uns sehr betroffen,“ schrieb Salva Rafiq. „Wir sahen, wie dringend die Beiden Hilfe brauchten, schlossen mit ihnen einen Kooperationsvertrag und stellten ihnen 1.632 m² Land und Baumaterial zur Verfügung.

 

Mit viel Fleiß und unter fachlicher Anleitung unserer Maurer haben Vater und Sohn ein kleines Haus gebaut.

 

Der Sohn ist inzwischen verheiratet und hat nun selbst zwei Kinder. Zusammen mit Rashid Masih leben sie in dem kleinen und stabilen Haus mit einem Schlafraum, einer Toilette mit Waschmöglichkeit und einer Wasser-Handpumpe. Rashid und sein Sohn Vishal arbeiten endlich wieder als Landarbeiter. „Heute leben sie ein glückliches, friedliches Leben“, weiß Salva Rafiq. „Sie sind der DESWOS dankbar für die Unterstützung und Hilfe.“