AUS EIGENER KRAFT ENTWICKLUNG SCHAFFEN

in Kapuri, Südsudan

Haben Sie schon einmal etwas mit den eigenen Händen zusammengebaut – und sei es nur ein besonders widerspenstiges Regal oder einen Stall für die Hühner? Dann kennen Sie das Gefühl von Stärke und Selbstwirksamkeit, wenn man etwas aus eigener Kraft geschaffen hat! 

Körperlicher und geistiger Stärke bedarf es auch in einer Ausbildung, die Jugendlichen mit der Unterstützung von Spender_innen aus Deutschland ermöglicht wird. 80 Jugendliche und junge Erwachsene werden in unserem Projekt in Kapuri, einem Stadtteil der Hauptstadt Juba, im Maurer_innen und Friseur_innen-Handwerk ausgebildet.

 

Selbstwirksamkeit erleben die Jugendlichen, wenn sie am Ende ihrer staatlich anerkannten  Ausbildung, die sechs Monate dauert, einfache Häuser bauen können. Und nicht nur das. Sie werden Arbeit auf lokalen Baustellen finden, mit der sie ihre eigene und oft auch die Existenz ihrer Familie sichern können. Sie werden sich ein Zuhause bauen, in dem sie und  ihre Familien sicher wohnen und ihre Kinder zur Schule schicken. Die Schulbildung wird sich positiv auf die Gesundheit und auf die Berufschancen der Kinder auswirken.

 

Und der Effekt geht über die Familien der Auszubildenden hinaus. Mit ihren Fähigkeiten und ihrem Know-How tragen sie  zukünftig zu verbesserten Wohnbedingungen in der Region bei. Die wiederum Gutes bewirken. Eine Positiv-Spirale ist in Gang gesetzt, die endlich echte Entwicklung für die Menschen bedeutet. Denn das ist das Ziel unseres Hilfe zur Selbsthilfe-Projekts in Kapuri: Menschen, die vorher in einem Teufelskreis der Armut gefangen waren, sollen ihr Leben selbst in die Hand nehmen und aktiv zur Verbesserung ihrer  Lebensbedingungen beitragen können.

Aus dem Nichts ein neues Leben aufbauen

Der Weg dahin ist nicht einfach und es gibt auch Rückschläge. Von Sr. Viji, der Leiterin unserer langjährigen Partnerorganisation „Daughters of Mary Immaculate“ (DMI), erfahren wir, dass Auszubildende die Ausbildung mitunter abbrechen. Weil sie zum Beispiel als Tagelöhner zum Familieneinkommen beitragen oder sich um ein erkranktes Familienmitglied kümmern müssen. Wie schwer es den jungen Menschen fallen muss, sich von diesem neuen Lebensbereich, diesen neuen Chancen wieder ab und den Sorgen in ihrer Familie zuzuwenden? Sie kommen aus vom Bürgerkrieg  traumatisierten Familien, die Angehörige verloren, ihre Heimat und alles, was sie besaßen zurückgelassen haben. Sie sind Binnenflüchtlinge, die sich aus dem Nichts ein neues Leben aufbauen müssen. Viele der Kinder und Jugendlichen werden von Kriegswitwen, alleinerziehenden Müttern, groß gezogen. Manche sind Vollwaisen. 

 

Diesen jungen Menschen, die buchstäblich keine Lebensgrundlagen haben, eine Ausbildung zu ermöglichen, ist jedoch nur ein Teil einer ganzen Reihe von Maßnahmen, die in einem umfassenden Projekt ihre Wirkung entfalten werden.

 

 

120 besonders gefährdete Familien erhalten zum Beispiel eine Erstausstattung an landwirtschaftlichen Produktionsmitteln, Arbeitsgeräten und Saatgut für den Anbau von Feldfrüchten wie Mais oder Nutztiere wie zum Beispiel Ziegen. Damit können sie einen großen Teil ihres Bedarfes decken und müssen nicht hungern. 

 

Ihr Hand-in-den-Mund-Dasein bringt sie in eine verletzliche Lage. Ohne Ackerland, Saatgut und landwirtschaftliche Geräte können sie keine Felder bewirtschaften, nicht für ihr Überleben sorgen und sind gezwungen, in völliger Armut zu leben.“ So beschreibt Sister Viji die Lage vieler Menschen in Kapuri. 

Aus eigener Kraft das Leben verändern

Weitere wichtige Maßnahmen sind der Bau von 25 Wohneinheiten mit 31 Quadratmetern Fläche, mit einem Wohnraum, zwei Schlafräumen und einer Küche. Dazu gehört eine Grubenlatrine mit Waschbecken und einem Wassertank.

 

Die gesundheitliche Situation möglichst vieler Menschen in Kapuri kann mit Schulungen zu den Themen Gesundheitsvorsorge und Hygiene verbessert werden. 

4.500 Menschen können wir in diesem Projekt, das über mehrere Jahre angelegt ist, mit der Unterstützung unserer Förder_innen und Spender_innen erreichen. Menschen, die sehr verletzlich sind und auf besondere Weise unsere Hilfe benötigen. Die aber vor allem – und das ist entscheidend  – zukünftig aus eigener Kraft ihr Leben zum Guten verändern können, wenn sie einmal aus dem  Teufelskreis der Armut ausbrechen konnten.

 

Ein positives Beispiel dafür sind die Friseurinnen. Einige von ihnen arbeiten in kleinen Salons, einige von Zuhause aus. Ihr Lohn liegt zwischen zehn und 20 Euro pro Tag. Je aufwändiger die kunstvolle  afrikanische Haarfrisur, desto höher ist der Lohn.

 

Vor der Ausbildung haben wir arbeitslos zu Hause gesessen“, berichtete eine junge Friseurin. „Aber jetzt, dank der Ausbildung, kann ich arbeiten, mein eigenes Geld verdienen und damit meine Familie finanziell unterstützen.“