Neue Generalsekretärin der DESWOS im Gespräch

Petra Eggert-Höfel

DESWOS: Liebe Frau Eggert-Höfel, Sie sind Vorstandsvorsitzende der Bau- und Siedlungsgenossenschaft für den Kreis Herford eG und engagieren sich privat und beruflich bereits in mehreren Ehrenämtern. Was motiviert Sie für das Ehrenamt als Generalsekretärin der DESWOS?

Eggert HöfelZunächst motiviert mich, dass die DESWOS als Organisation aus der Wohnungswirtschaft heraus entstanden ist, dass es eine einmalige Institution ist, die die Wohnungswirtschaft vor über 50 Jahren gegründet hat. In dem Wissen, dass das Engagement nicht nur hier vor Ort, sondern weltweit notwendig ist. Der Artikel 25 der Erklärung der allgemeinen Menschenrechte ist „Wohnen ist ein Menschenrecht“ und gehört zu unserer Branche dazu. Dieser Grundsatz kann aber nicht nur auf die Region beschränkt werden, in der wir tätig sind. Das Engagement in dieser Tradition weiterzuführen, darauf freue ich mich. Und bei dieser Arbeit dabei zu sein, ist für mich eine Ehre. 

DESWOS: Was sind gute Gründe, die DESWOS als Mitglied zu fördern? Was hat ein Wohnungsunternehmen davon?

Eggert-Höfel:  Die DESWOS ist eine Organisation aus der Wohnungswirtschaft für die Wohnungswirtschaft. Menschen weltweit in Bereichen zu unterstützen, in denen wir uns fachlich auskennen, und das mit Hilfe einer Organisation, die sich speziell um diesen Bereich kümmert, ist eine absolute Einmaligkeit in der Wirtschaftsbranche. Bei diesem Engagement dabei zu sein, das müsste eigentlich schon fast reichen.

 

Tatsache ist, dass wir in Deutschland in paradiesischen Zuständen leben. Wir haben keinen Mangel. Wir leben in Sicherheit – das ist ja im Moment aktueller denn je. Wir alle können mit relativ wenig zeitlichem und finanziellem Aufwand so viel Hilfe leisten, dass mir eigentlich kein Grund einfällt, die DESWOS nicht zu unterstützen.

 

Wir zeigen damit auch, dass uns nicht nur die Situation vor der eigenen Haustüre wichtig ist. Wir sehen, dass wir in einem größeren Zusammenhang leben und dass es globale Probleme sind. Sie zu bekämpfen, sollte uns Ansporn genug sein.

 

Die DESWOS wird durch das DZI-Siegel bestätigt. Jede Spende fließt in die Projektarbeit. Wir bauen keine riesigen Verwaltungsstrukturen auf, sondern fördern viele Projekte vor Ort.

 

Von 3.000 Wohnungsunternehmen, die im GdW als einem der Gründungsverbände organisiert sind, sind knapp 600 Mitglied der DESWOS. Da ist noch ganz viel Potential. Wir zeigen, dass Wohnungsunternehmen „das Soziale in ihrer DNA“ verankert haben, wie es meine Vorstandskollegin Maren Kern vom BBU neulich so treffend formuliert hat. Das ist eine hohe Motivation.

DESWOS: Worin sehen Sie die Herausforderungen der DESWOS in der Zukunft? Und was sind Ihre Ziele als Generalsekretärin?

Eggert HöfelDie großen Herausforderungen sind die Probleme des globalen Südens. Und zwar in Ländern, in denen es keine demokratischen Strukturen gibt, denen finanzielle Mittel und viel Know-How fehlen, weil Menschen dort nicht bleiben können, oder wollen. Wenn wir dort unterstützen wollen, brauchen wir Spenden, um diese Projekte finanzieren zu können.

 

Wir können uns nur auf bestimmte Projekte konzentrieren und müssen versuchen, über BMZ-Mittel finanziell größer zu helfen. Was mit der Situation in Europa ist, wird man ja noch sehen. Ob wir da vielleicht auch gefragt sind. Das wissen wir nicht. Sich für die DESWOS zu engagieren, neue Mitglieder zu werben, den Kolleginnen und Kollegen in der Wohnungswirtschaft deutlich zu machen, was für eine einmalige Organisation die DESWOS ist und dass es sich lohnt, die Projekte zu unterstützen, das sehe ich als meine Hauptaufgabe als Generalsekretärin.

DESWOS: Wie können Ihre Kolleginnen und Kollegen und auch Privatpersonen die DESWOS unterstützen?

Eggert-Höfel: Da gibt es viele Möglichkeiten. Zunächst ganz simpel, über eine Mitgliedschaft mit 660 Euro jährlich für Wohnungsunternehmen und 75 Euro für Privatpersonen. Wobei dieser Betrag gerne erhöht werden darf.

Dann können Wohnungsunternehmen Stellplätze für die Textilcontainer vermitteln. Die Belegschaft kann ihre Gehaltscents nach dem Komma spenden. Wir können Charity-Events mit einer Spendenaktion verbinden, etwa bei Firmenjubiläen, Geburtstagen, Einweihungen, oder Nachbarschaftsfesten. Wir können an sportlichen Events teilnehmen, wie Golfturniere oder Marathons. Wer dazu Fragen oder Anregungen hat, kann sich gerne an die Geschäftsstelle wenden.

 

Wir hören immer wieder, dass bei Firmenveranstaltungen eher für regionale Projekte gespendet wird. Das kann ich nachvollziehen und das machen wir von der B&S auch. Wir unterstützen den Sportverein, die Abi-Zeitung. Aber bei jedem Projekt, das regional gefördert wird, sollte man die DESWOS nicht vergessen. Nur, weil man die Menschen nicht direkt sieht, denen das Geld zugutekommt. Ich glaube, die Wohnungsunternehmen sind finanziell so gut ausgestattet, dass wir uns beides leisten können.

DESWOS: Eine persönliche Frage: Welche Projekte liegen Ihnen besonders am Herzen?

Eggert-HöfelIm Moment habe ich da noch kein Lieblingsprojekt. Vielleicht wird sich das nach einer Projektreise ändern.  Was ich aber generell gut finde, ist, dass die DESWOS sich nicht mehr nur auf reine Hausbauprojekte konzentriert, sondern sich insbesondere auch für das Thema Schule und Ausbildung engagiert.

 

In den Projektländern herrscht eine Bildungsungerechtigkeit. Kinder und Jugendliche haben es in diesen Ländern schwer genug. Für die Mädchen kommt noch erschwerend hinzu, dass sie während ihrer Menstruation mindestens eine Woche im Monat auch nicht zur Schule gehen können, weil es für sie keine Möglichkeiten gibt, sich zu waschen. Das Thema in einem der DESWOS briefe hat mich wirklich beeindruckt, weil man darüber gar nicht so nachdenkt, was das eigentlich bedeutet. Deshalb gehört es beispielsweise auch dazu, hygienische Bedingungen zu verbessern, um über den Bau von Schultoiletten mit Waschmöglichkeiten auch den Schulbesuch für heranwachsende Mädchen zu ermöglichen.

 

Das ist genauso wichtig, wie ein Mittagessen vor Ort. Die Kinder können sich nachmittags in der Schule nicht konzentrieren, wenn sie mittags nichts zu essen bekommen. Dass die DESWOS sich auch für solche Dinge engagiert, ist etwas, was mir persönlich sehr am Herzen liegt. Eine Perspektive für junge Menschen zu bieten. Schule und Ausbildung gehören da unbedingt dazu. 

DESWOS: Werden Sie die Hilfsprojekte besuchen?

Eggert-Höfel: Eine Projektreise haben wir grundsätzlich für Ende des Jahres vorgesehen. Gemeinsam mit Johanna Drach haben wir uns dabei eigentlich für Afrika entschieden. Welche Projekte wir dann besuchen werden, hängt auch von den Bedingungen vor Ort ab. Ob wir das trotz der Pandemie und trotz der aktuellen Kriegsereignisse durchführen können, lässt sich natürlich noch nicht sagen.

 

Schön wäre es, wenn ich die Projektreise in diesem Jahr durchführen könnte. Dann kann ich mich noch besser mit diesen Themen auseinandersetzen und anderen intensiver berichten.

 

Apropos Projekte:

Dass in Malawi Ende März ein Tropensturm große Zerstörung und Tod brachte, wurde von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Die Arbeit der DESWOS ist hier auch abseits von allen Schlagzeilen sehr wichtig. Bitte unterstützen Sie deshalb unsere Nothilfe-Maßnahme für die Menschen in Malawi!

Liebe Frau Eggert-Höfel, wir wünschen Ihnen viel Erfolg für IhreArbeit!



Zur Person

Petra Eggert-Höfel ist 53 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Beruflich ist sie seit über 30 Jahren in der Wohnungswirtschaft tätig und leitet die Bau- und Siedlungsgenossenschaft für den Kreis Herford eG in Bünde als Vorstandsvorsitzende. Sie engagiert sich ehrenamtlich in verschiedenen Verbandsausschüssen, beim Europäischen Bildungszentrum EBZ, bei der IHK und im Rotary-Club Herford-Hanse. Am 1. Januar 2022 übernahm sie das Amt der Generalsekretärin der DESWOS.