Arlen Davila – Erste weibliche Maurer-Auszubildende

in Mirazul del Llano, Nicaragua

Konzentriert bei der Arbeit: Arlen Junieth Davila Lopez beim Verputzen einer Hauswand.
Konzentriert bei der Arbeit: Arlen Junieth Davila Lopez beim Verputzen einer Hauswand.

Berufliche Bildung ist eine wichtige Säule in vielen Projekten der DESWOS. So ist es naheliegend, dass wir in unseren Hausbauprojekten Jugendlichen die duale Ausbildung zum Maurerhandwerk anbieten. Im aktuellen Projekt in Mirazul del Llano in Nicaragua nehmen 20 Lehrlinge daran teil. Zu unserer Freude absolvierten im Juni 2020 erstmals zwei junge Frauen, Arlen Davila und Priscila Pavon, die Handwerksausbildung, die überwiegend von Männern wahrgenommen wird. Die 20-jährige Arlen Junieth Davila Lopez schildert ihre Sicht als Frau auf ihre Ausbildung. Francis Nathaly Benavides Cerros, die als Architektin bei SofoNic unter anderem verantwortlich ist für die duale Ausbildung, hat mit ihr gesprochen. Arlen Davila erzählte ihr:

„Die meisten Lehrlinge waren erst überrascht, weil ich die Aufgaben genauso gut, wie sie, erledigen konnte. Jetzt akzeptieren sie mich und motivieren mich sogar. Aber es gab auch andere, die mir sagten: Warum hast du dir so einen schwierigen Job ausgesucht? Als Frau ist es doch besser, zu Hause zu bleiben, oder etwas zu machen, das körperlich nicht so anstrengend ist? 

"Jeden Tag lerne ich mehr"

Aber das fällt mir nicht schwer, die Theorie beim Bauen interessiert mich und die praktischen Arbeiten machen mir einfach Spaß. Jeden Tag lerne ich mehr. Das ist ein gutes Gefühl. Die Ausbilder übertrugen mir bei verschiedenen Aufgaben sogar die Leitung der Gruppe!

 

Bei uns Zuhause sind wir fünf Personen: meine Mutter, ein älterer Bruder, eine jüngere Schwester und meine Großmutter. Meine Mutter machte sich zunächst immer Sorgen, dass die Arbeit zu viel für mich sein könnte, weil ich oft müde nach Hause kam. Irgendwann bemerkte sie aber, wie motiviert ich war und wie viel Wissen ich mir aneignete. Sie kam sogar einmal zur Baustelle, um sich anzuschauen, was ich dort mache. 

Nach meinem Ausbildungsabschluss verbrachte ich einige Wochen bei meinem Vater, der in einer

anderen Stadt lebt. Dort konnte ich beim Bau eines Hauses arbeiten, zusammen mit vier anderen Maurern. Anfangs beobachteten sie mich die ganze Zeit, weil sie meine Fähigkeiten als gelernte Maurerin anzweifelten. Schon nach ein paar Tagen erkannte das Team die Qualität meiner Arbeit und übertrug mir mehr Verantwortung.

"Ich möchte studieren"

Ich bin wirklich froh, denn mit den Arbeiten auf dem Bau kann ich meine Familie finanziell unterstützen. Zehn US-Dollar kann eine Maurerin täglich verdienen. Das war wichtig, weil meine Mutter wegen COVID-19 kurzzeitig arbeitslos wurde.

Im Moment baue ich Wasserspeicher aus Ferrozement für das Projekt in Mirazul del Llano. Ob ich Zukunftspläne habe? Ja, ich möchte studieren. Mein Ziel ist, Bauingenieurin zu werden!“


Zwei ältere Auszubildende weisen die Neulinge in verschiedene Bauarbeiten ein. Das Foto entstand zu Beginn der Ausbildung.
Zwei ältere Auszubildende weisen die Neulinge in verschiedene Bauarbeiten ein. Das Foto entstand zu Beginn der Ausbildung.