POSITIVE WIRKUNGEN – IM GROSSEN WIE IM KLEINEN

Im DESWOS brief 3/2023 haben wir in einem ersten Teil über erzielte Wirkungen im Projekt für die Gesundheit von Kleinbauern in Malawi berichtet. Insbesondere über die positiven Effekte von Trockentrenntoiletten, Hygieneaufklärung sowie die Einbindung lokal gut vernetzter Akteure in unsere Projektmaßnahmen. Im zweiten Teil berichten wir über weitere Erkenntnisse, die auch für uns in ihrer Deutlichkeit überraschend waren.

Neue Schultoiletten erhöhen Schulpräsenz von Schülern:innen

Mit diesen klaren Ergebnissen haben wir so nicht gerechnet: Eine Abschlussevaluierung ergab, dass ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Qualität der Sanitärsituation in Schulen und der Präsenzzeit von Schüler:innen besteht. In den beiden ausgewählten Grundschulen in den Ortschaften Khaya und Chimwaza im Süden Malawis war die Ausstattung mit Sanitäranlagen besonders kritisch: Den jeweils rund 3.000 Schüler: innen der Klassen 1 bis 8 standen insgesamt nur sechs völlig verfallene Toiletten zur Verfügung. Die Folgen bekamen nicht nur die Schüler:innen und die Lehrkräfte zu spüren, sondern auch die in der Nähe der Schule lebende Dorfbevölkerung. Die Situation führte dazu, dass die meisten Kinder bevorzugten, ihre Notdurft in den Grünflächen um die Schule herum zu verrichten. Besonders betroffen waren jedoch die Mädchen. Denn gerade für sie bedeutet der „Gang hinter den Busch“ kaum Schutz der Privatsphäre.

Eine Schülerin fasste ihre Sicht in der Abschlussevaluierung so zusammen: „Ich habe mich immer so geschämt, vor allem während meiner Menstruation, in die nahgelegenen Büsche gehen zu müssen. Ich habe es deshalb vorgezogen, während meiner Periode lieber zu Hause zu bleiben.“

 

Das bedeutet, dass viele Schülerinnen Monat für Monat eine Reihe von Schultagen verpassen, wenn sie während ihrer Menstruation nicht in die Schule gehen. Eine schlechte Sanitärausstattung an Schulen trägt somit zu schlechteren Bildungschancen von Mädchen bei. Oder positiv ausgedrückt: Eine bessere Hygienesituation an Schulen verbessert die Bildungschancen

von Mädchen. Mit der Unterstützung der DESWOS hat die lokale Partnerorganisation „Center for Community Organisation and Development“ (CCODE) in den beiden Schulen 56 Toiletten sowie separate Räume für die Menstruationshygiene errichtet. Flankiert wurden die baulichen Maßnahmen durch die Gründung von „Sanitation Clubs“, in denen sich Schüler:innen zusammenschlossen, um die anderen Schulkinder über wichtige Hygienethemen aufzuklären. Außerdem erarbeiteten sie ein Konzept für saubere Toiletten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Ergab die Umfrage in der Abschlussevaluierung, dass vor den Maßnahmen 40 Prozent aller Schülerinnen im Durchschnitt mindestens einen Fehltag pro Monat hatten, so waren es nach den Maßnahmen weniger als zehn Prozent.


Weitere Beispiele zu den Wirkungen finden Sie im DESWOS brief 4/2023

Download
DESWOS brief 4 2023.pdf
Adobe Acrobat Dokument 2.2 MB

Die positiven Effekte, die die Abschlussevaluierung aufgezeigt hat, sind ohne Zweifel erfreulich. Und sie haben uns darin bestärkt, die erfolgreichen Ansätze in anderen Projekten fortzuführen. Dazu gehört das folgende vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) kofinanzierte Projekt in Malawi, das im Dezember 2022 startete und bis Ende 2025 laufen wird:

MENSCHENWÜRDIG LEBEN IM SLUM?

Viele Menschen in den Slumgebieten der Hauptstadt Lilongwe leben in extrem einfachen und menschenunwürdigen Behausungen. Bei Starkregen stürzen die aus Lehm oder Ziegelsteinen gebauten Häuser immer wieder in Teilen ein und die abfließenden Wassermassen verursachen tiefe Rinnen in den engen Gassen, in denen der angehäufte Müll zurückbleibt.

Gemeinsam mit unserer langjährigen Partnerorganisation CCODE starteten wir deshalb im Dezember 2022 in zwei Slumgebieten Lilongwes ein neues Projekt, um die Wohn- und Lebenssituation von rund 7.000 Menschen zu verbessern und ihnen ein Leben in Würde zu ermöglichen. Unter anderem durch:

Renovierung von mindestens 550 Wohnhäusern

 je Wohneinheit 82,50 Euro*


Neubau von mindestens 30 Wohnhäusern mit 36 m² Fläche (mit zwei Schlafräumen, einem Wohnraum sowie einem Stauraum/Küche)

je Haus 1.000 Euro*


Ausbau des Entwässerungssystems

  5.250 Euro*


Förderung der Berufsausbildung für 280 Menschen

  2.675 Euro*


*Dies ist der Anteil der DESWOS von 25 Prozent; 75 Prozent werden vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) kofinanziert.

Bestärkt durch die positiven Erfahrungen, die wir in dem Vorgängerprojekt in Malawi gemacht haben, sind auch in diesem Projekt die engagierten und lokal gut vernetzten Frauen des Graswurzelnetzwerks „Federation of the Urban and Rural Poor“ wieder eine tragende Säule bei der Umsetzung der geplanten Projektmaßnahmen in den Slumgebieten. Und noch eine Maßnahme haben wir durch die positiven Erfahrungen wieder aufgegriffen: die Berufsförderung von jungen Menschen. So werden mindestens 280 junge Menschen in verschiedenen Bauhandwerksberufen ausgebildet, damit sie künftig durch ihr erworbenes Wissen Einkommen für ein eigenständiges Leben verdienen können.